Mit der THI verbindet Sie nicht nur Ihre Tätigkeit als Dozent und Technischer Leiter des Instituts C-ECOS: Sie haben hier studiert, waren zunächst im IAW-Projekt Schaufenster Elektromobilität als Laboringenieur tätig und haben parallel ein Master-Studium absolviert. Warum haben Sie sich genau für diesen Forschungsbereich entschieden? Und was fasziniert Sie persönlich an Elektromobilität?
Der Bereich begeistert mich bereits seit meinem Bachelor-Studium: Mit Blick auf die Elektrifizierung, die in allen erdenklichen Lebens- und Fachbereichen Einzug gehalten hat, habe ich mich schon damals für ein Mechatronik-Studium anstatt eines klassischen Maschinenbaustudiums entschieden. Die Mechatronik ist eine Ingenieurwissenschaft an der Schnittstelle zwischen Mechanik und Elektronik und der Studiengang ist fachlich recht breit aufgestellt, wodurch eine berufliche Laufbahn in allen Fachrichtungen denkbar ist.
Meine ersten Erfahrungen in der Forschung habe ich im Rahmen meines Praxissemesters gemacht: Während meiner Zeit am Forschungsinstitut LACTEC in Curitiba, Brasilien, habe ich dann richtig Gefallen am wissenschaftlichen Arbeiten gefunden. Außerdem waren der starke Automotivebezug in Ingolstadt und an der THI mit der Forschungsgruppe "Sichere Elektromobilität und Unfallanalyse" (zum damaligen Zeitpunkt ganz neu gegründet) sicher mitausschlaggebend für meinen berufliche Entwicklung in diese Richtung.
Ich war schon damals überzeugt, dass die Elektromobilität großes Potenzial bietet und sich langfristig durchsetzen wird. So war es für mich nur logisch, auch in meinem dualen Master-Studium den Fokus auf diesen Fachbereich zu legen. Vom Master ging es dann direkt weiter ins Promotionsstudium, das ich noch dieses Jahr abschließen werde.
Der Bachelor-Studiengang Elektromobilität ist als berufsbegleitender Studiengang mit stark anwendungsorientiertem Profil konzipiert. So steht gegen Ende des Studiums das Modul „Projektarbeit Elektro- und Hybridfahrzeuge“ im Curriculum. Auf was kommt es besonders an, um das Projekt erfolgreich abzuschließen? Und was nehmen die Studierenden hier für die Praxis mit?
Ziel ist es, dass unsere Studierenden mit dem Projekt nachweisen, dass Sie im Laufe des Studiums gelernt haben, selbstständig fachliche Probleme zu identifizieren, zu bewerten und geeignete Lösungsansätze und Ideen auszuarbeiten.
Eine entscheidende Rolle für den Erfolg und das Projektergebnis spielt die Zusammenarbeit im Team bzw. zwischen den einzelnen Fachteams. Es wird erwartet, dass sich die Studierenden selbst organisieren und in geeignete Teams aufteilen. Das Projekt kann nur dann erfolgreich zum Abschluss gebracht werden, wenn die Kommunikation zwischen den Teams astrein funktioniert. Im Wintersemester 20/21 klappte das recht gut, obwohl uns wegen der Corona-Maßnahmen gegen Ende des Projekts die Inbetriebnahme des umgebauten und erweiterten Fahrzeugs verwehrt blieb. Zum Ende des Studiums kennen sich die Teilnehmer bereits sehr gut mit den jeweiligen Stärken und Schwächen aus und sind so als Gruppe hervorragend eingespielt.
Konkret arbeiten wir im Projekt „Elektro- und Hybridfahrzeuge“ seit zwei Modul-Durchläufen an der Elektrifizierung eines Karts, das von jeder Studiengruppe in jedem Projektmodul Stück für Stück verbessert und weiterentwickelt wurde.
Mit Blick auf die Zukunft: Welche großen Trends sehen Sie im Bereich Elektromobilität?
Die Elektromobilität scheint spätestens jetzt, im zweiten Corona-Jahr, absolut durchzustarten: Während die Absatzzahlen der anderen Fahrzeugkategorien stark abfallen, legt die Elektromobilität hohe zweistellige Zuwachsraten an den Tag. Meine Prognose für den nächsten Schritt mache ich ein Stück weit an politischen Entwicklungen fest: Ich denke, dass Plug-in-Hybride, nach der Bundestagswahl im Herbst 2021, nicht weiter über die bis 2025 angesetzte Innovationsprämie für Batterieelektro- und Brennstoffzellenfahrzeuge gefördert werden, was einer großen Weichenstellung gleichkäme.
Volkswagen ist mittlerweile einer der größten Treiber der Elektromobilität geworden und das spätestens mit der Ankündigung, dass 2030 in Europa 70 Prozent aller abgesetzten Fahrzeuge der Kernmarke VW batterieelektrisch sein sollen. Deshalb ist künftig auch ein erhöhter Bedarf an Batteriezellen zu erwarten, denn steigende Verkaufszahlen von E-Autos sind nur dann möglich, wenn Autohersteller deutlich mehr Batteriezellen entweder direkt in Europa selbst produzieren oder beziehen, was durch VW auch bereits geplant ist.
Weiter sehe ich die technischen Trends beim Ausbau der Infrastruktur, vor allem bei Schnellladestationen und Wallboxen im privaten Bereich – dies wird derzeit auch staatlich gefördert. Das beschleunigt ebenfalls die Transformation zur Mobilität 4.0, die ich persönlich sowohl im privaten wie auch öffentlichen Bereich langfristig zu 100 Prozent batterieelektrisch angetrieben und langfristig auch autonom fahrend sehe.
Im kommerziellen Bereich und in der Logistik hat die Brennstoffzelle, als Nische in der Elektromobilität, noch großes Potenzial – vor allem, wenn zukünftig Wasserstoff als Teil der Energiewende als Energiepuffer an sonnigen und windigen Tagen genutzt werden muss.
Die THI, als Mobilitätshochschule, sehe ich mit dem Angebot an Elektromobilitäts- und KI-Studiengängen bestens aufgestellt, um die Studierenden beruflich auf die Transformation zur Mobilität 4.0 vorzubereiten. Unsere Absolventinnen und Absolventen erhalten durch ihr Studium das nötige Know-how, um diese Transformation in Zukunft zu meistern, mitzugestalten und aktiv umzusetzen.