Nach dem offiziellen Projektauftakt im Juni letzten Jahres, wurden beim ersten Workshop des Forschungsprojektes EOM-Plus am 22.03.2021 erstmals die Forschungsansätze zu einen markwirtschaftlich organisierten Engpassmanagementansatz mittels Smart Markets einem größeren Expertenkreis - bestehend aus Energieversorgern, Verteilnetzbetreibern, Industrievertretern aber auch Wissenschaft - vorgestellt.
Das Verbundprojekt EOM-Plus wird von Seiten der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) von Frau Prof. Dr. Veronika Grimm, von der Stiftung Umweltenergierecht von Dr. Johannes Hilpert und auf Seiten der Technischen Hochschule Ingolstadt (THI) im Bereich Energiesystemtechnik des Instituts für neue Energie-Systeme (InES) von Prof. Dr.-Ing. Uwe Holzhammer geleitet. Darüber hinaus wird es durch einen fachlichen Beirat aus den einschlägigen Unternehmen und Verbünden der Energiewirtschaft Bayernwerk AG, Trianel GmbH und 8KU GmbH - sowie deren Gesellschafter - begleitet.
Im Rahmen des vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) mit über 700.000 € geförderten Forschungsprojektes EOM-Plus werden neben den kurz- und mittelfristigen Auswirkungen auch die rechtlichen Rahmenbedingungen für eine mögliche deutschlandweite Einführung von Smart Markets als marktbasiertes Engpassinstrument untersucht. Smart Markets werden im Projekt EOM-Plus als zusätzliches marktbasiertes Element zur Engpassbewirtschaftung definiert und stellen somit eine regional begrenzte und temporäre Ergänzung des regulatorischen Redispatches dar. Dieser marktwirtschaftliche Ansatz könnte in Zukunft kleinere, regional verortete Erzeuger und Verbraucher im Verteilnetz zum netzdienlichen Betrieb anreizen und somit den steigenden Kosten bei der regulatorischen Engpassbewirtschaftung entgegenwirken. Darüber hinaus kann dadurch der in der EU-Binnenmarktverordnung geforderte Engpassbewirtschaftung durch marktbasierte Mechanismen entsprochen werden.
Da der Fokus im Forschungsprojekt EOM-Plus auf der systemischen Modellierung der Smart Markets und deren Wirkung auf das Gesamtsystem liegt, wurde in ausführlichen Vorträgen der aktuelle Projektstand zur Konzeptionierung von Smart Markets und mögliche Ausgestaltungsvarianten dem Teilnehmerkreis vorgestellt und intensiv diskutiert.
Einheitlich für alle zu untersuchenden Konzepte ist in EOM-Plus vorgesehen die Engpässe im Übertragungsnetz als Einschaltsignal für Smart Markets zu definieren. Die zugangsberechtigten Marktteilnehmer beschränken sich somit auf das Verteilnetz und damit auf lokal verfügbare Lasten (z.B. Wärmepumpen, E-Mobilität, Kälteanlagen), Batteriespeicher und Erzeugungsanlagen (z.B. BHKW´s, PV- und Wind-Anlagen). Über eine Preisbildung am Smart Market nach dem Markträumungs-Prinzip besteht für diese Flexibilitätsoptionen die Möglichkeit Zusatzerlöse zu generieren, welche gleichzeitig die Anreize zur Marktteilnahme und Optimierung der Prozessabläufe darstellen. Die freien Gebote der Marktteilnehmer werden über eine Preisobergrenze in Höhe der Redispatchkosten begrenzt, um die Kosteneffizienz gegenüber dem regulatorischen Eingriff sicher zu stellen. In diesen Zusammenhang ist aus Sicht der Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen sowohl ein fixer Durchschnittspreis als auch ein täglich dynamisch berechneter Durchschnittspreis als Obergrenze denkbar. Für die räumliche und zeitliche Ausgestaltung wurden jeweils zwei mögliche Varianten vorgestellt. Über die Kombinationsmöglichkeiten dieser Variationen ergeben sich vier Smart Market Konzepte, die im Workshop zur Diskussion gestellt wurden.
Die Vorstellung des Projektansatzes und der Konzepte stieß auf große Zustimmung unter den 28 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Zudem diskutierten die Experten und Expertinnen sehr intensiv über konzeptionelle Möglichkeiten einem Marktmissbrauch vorzubeugen. Eine abschließende Umfrage zur Einschätzung der erwarteten Projektergebnisse zeigte, dass die große Mehrheit der Experten und Expertinnen den Mehrwert von Smart Markts in der Kostenreduktion des Engpassmanagement sehen obwohl die zusätzlichen spezifischen Erlöse für die Flexibilitätsoptionen in diesem marktbasierten Mechanismus eher gering eingeschätzt werden.
Als Ergebnis des 3-stündigen online Workshops erhielt das Projektteam des Forschungsprojektes EOM-Plus durchweg positive Rückmeldungen auf die vorgestellten Smart Market Konzepte und zahlreichen neuen Input, der im nächsten Projektschritt – der Modellierung – einfließen wird.